Gedicht des Monats

Dezember

Der Plastik-Weihnachtsbaum

Es erstrahlen in unserem festlichen Raum
die elektrischen Kerzen am Plastikbaum.
Die Zweige sind buschig und wunderbar grün,
auf denen die Kerzen an Drähten erglühn.

Er grünt nicht nur zur Weihnachtszeit,
nicht nur im Winter, wenn es schneit,
nein, er ist jederzeit bereit,
wenn unser Herz nach Weihnacht schreit!

Liegt meist verpackt im tiefen Keller,
doch aufgebaut kann werden schnell er:
Man macht die Schachtel feierlich auf,
zieht ihn hervor, die Spitze drauf,
wühlt sich durch Kerzenkabel dann
und bringt sie gut verteilt drauf an,
steckt's in die Dose. Schon erfreut das Licht.
Nur ein paar Kerzen tun halt nicht –
wie jedes Jahr. Man hat nicht dran gedacht,
drum leuchtet dunkler jede Heil'ge Nacht.
Doch diesmal wird man neue kaufen! –

Geschenke kommen als ein Haufen
verpackter Schachteln nun darunter
und's ganze Bild wird immer bunter:
Es leuchten die Farben der Kugeln und Kerzen,
es lachen die Weihnachtsmänner von Herzen,
und klar kennt man die Geschenke heraus,
die verpackt im Geschäft und nicht zu Haus.

Und nun steht die ganze Familie davor,
bewegt den Mund, doch ist ganz Ohr,
wenn die Lieder von der CD erklingen.
Den Text kennt man nicht. (Auch kann niemand singen.)

Und schließlich, beschäftigt mit den Geschenken,
reißt man Papier, ohne lange zu denken,
herunter von der nächsten Hülle,
aus der dann quillt in großer Fülle,
was uns die Industrie beschert:
Waren mit kurzem Halbzeit-Wert,
doch dafür langer Halbwertszeit.

Plastik hält in Ewigkeit...

Aus dem Band "Lachpflichtversicherung", Memoiren Verlag Bauschke, 2017.
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