durch dickicht rätsel dorn und röschen


Ein Band Lyrik ist erschienen: „durch dickicht rätsel dorn und röschen.“ Allein diese Wortwahl lässt aufhorchen, macht neugierig, ist so erotisierend wie erschaudernd. Und diese Anklänge lösen sich auch sprachspielerisch, tiefsinnig und heiter wie auch kapriolenreich ein. Der Verfasser ist Günter Sopper. Er ist Österreicher, lebt in Tübingen und Kanada. Bereits bekannt oder noch zu entdecken als Theatermusiker und Komponist, Dirigent und Improvisator, Kabarettist und Chansonsänger.
Die vorliegende Sammlung umfasst – neben den Texten aus dem gleichnamigen Lyrik-Musik-Programm – weitere neue Gedichte. Dramaturgisch ist das Buch anders aufgebaut als die Aufführung. Es gliedert sich in fünf poetisch überschriebene Kapitel mit den Themekreisen Innenwelt, Liebe, Tod, Humor und „rhythmical“.
Dem Band sind Worte beigefügt von Ilse Aichinger und Peter Härtling. Doch das Weltkind in der Mitten, Günter Sopper, kann mit seinem Erstling durchaus alleine in die Welt hinausmarschieren, tanzen, schreiten und hüpfen. Da bei ihm Reim und Rhythmus, Ton und Wort gleichwertig sind, hat er – weder Platz noch Papier sparend – auch im Satzspiegel versucht, dies optisch anschaulich zu machen. Zum Beispielt klingt das Schubert-Lied „Messer“ wie Schubert. Und zur „Heimatmusik mit Herzgeräuschen (Herz’ge Räusche)“ ist Akkordeon mit zuhören wie etwa Klavier bei „der über-fluss --- der unter-fluss ---/ und in der mitte schwimmt ein kuss.“
Zu solchem Hören gehört auch der Hexameter im letzten Kapitel „rhythmical“ (eine Schöpfung Soppers) oder die klopfende Rhythmisierung in „auto blech“. Es sind in diesem Sprachdickicht viele Liebesgedichte eingewoben. Nicht nur ihnen merkt man an, dass es langer Zeit bedurfte, bis der heute 56jährige Künstler sie zum Laut nach außen gebracht hat. Der wunderbare Band ist erhältlich im TAGBLATT-Shop sowie bei Bachnik (MediaGestaltung), im Tübinger Henriettenweg 2, Fon: (07071) 94 26 26.
 

Tagblatt Anzeiger 4.8.2004

 

Kritiken

Werksübersicht